Wissenschaftlich gesprochen liegt eine Hochbegabung vor, wenn jemand einen IQ von 130 oder höher hat. Vor allem bei Kindern lohnt sich eine Testung, um festzustellen, ob eine wirklich sehr hohe Intelligenz vorliegt oder das Kind einfach „nur“ verhaltensauffällig ist. Außerdem kann man dann wirklich auf das Kind eingehen und es auf die Art fördern, die ihn und die ganze Umgebung glücklicher machen wird. Doch was ist Hochbegabung?
Auch Erwachsene können sich testen lassen. Ob das nun sinnvoll ist, lasse ich offen im Raum stehen. Denn wer hat einfach so 300-400 € herumliegen, um überhaupt was genau zu beweisen? Dass man überdurchschnittlich intelligent ist? Die Erkenntnis hilft nur einem selber, um sich und sein Umfeld zu verstehen. Ein Chef wird deshalb sicherlich keine Gehaltserhöhung anbieten.
Was machen hochbegabte Menschen?
Fakt ist, dass wir Hochbegabten in ALLEN gesellschaftlichen Schichten begegnen. Ganz oft sind Hochbegabte diejenigen, die keinen klassischen Lebenslauf haben. Niemand würde auf die Idee kommen solche Menschen zu testen. Ein Hochbegabter schafft oft keinen hohen Schulabschluss, weil seine Denkweise einfach anders ist. Das bedeutet nicht, dass diese Person dumm ist, ganz im Gegenteil. Viele Erwachsene sind irritiert von Kindern, die scheinbar alles wissen und verstehen, ohne wirklich aufzupassen. Gleichzeitig sind diese Menschen in vielen Lebenssituationen, vor allem im Beruf, absolut unterfordert. Das sind die typischen Underachiever – Menschen, die weniger leisten (können), als ihr Potential das erlauben würde.
Ab meinem ersten Schultag (!!!) war ich umgeben von Lehrerinnen und Lehrern, die mich für dumm, nicht angepasst und irritierend hielten. Vor allem im Deutschunterricht schien es vielen ein Phänomen, warum ein ausländisches Kind besseres und gewählteres Deutsch spricht, als ihre deutsch geborenen Mitschüler*innen. Trotzdem musste ich in den Förderunterricht, in dem ich mich zu Tode gelangweilt habe und nie wirklich mitarbeiten wollte. Rechtschreibung war für mich ein nerviges Übel. Heute bin ich der perfekte Spürhund für Rechtschreib- und Grammatikfehler und war das ab der 7. Klasse bereits.
Was ist Hochbegabung: Mehr denken, mehr fühlen, mehr wahrnehmen
Ich werde hier nur grob umreißen, was es mit diesen drei „mehr“ auf sich hat. Genauer in die Thematik werde ich mit der Zeit eingehen und zu den Themen mehrere Blogartikel veröffentlichen.
Mehr denken
Hochbegabte betreten Situationen und ihre Gedankenspirale beginnt sich zu drehen. Ein typisches Szenario ist ein Telefonat: Sie spielen es öfter und in allen Formen und Wendungen im Kopf durch, um auf alle möglichen Situationen vorbereitet zu sein. Nichts hassen Hochbegabte mehr, als Überraschungen. Denn darüber müssen sie erst wieder nachdenken.
Oftmals entsteht so das Bild, dass diese Menschen extrem langsam wären. Das stimmt aber gar nicht, denn ihre Gedanken drehen sich fast schon in Lichtgeschwindigkeit und sie suchen nach adäquaten Reaktionsmöglichkeiten.
Mehr fühlen
Hochbegabung ist direkt verknüpft mit Hochsensibilität. Hochbegabte sind also hochsensibel bzw. hochsensitiv. Das bedeutet nicht, dass sie kleine Mimosen sind, die an allem zerbrechen, ganz im Gegenteil. Aber sehr wohl bedeutet Hochsensibilität ein stärkeres (Schmerz) Empfinden und intensivere Gefühlsausbrüche.
Ich bin bekannt für meine kurzen, lauten und explosiven Wutausbrüche, die aber in kürzester Zeit wieder abebben. Meistens ist der Grund für so einen Gefühlsausbruch ein Trigger Erlebnis aus meiner Vergangenheit, das ich noch nicht aufgearbeitet habe. Doch nicht nur Wut: Auch kann ich an ein trauriges Thema denken oder einen Film schauen und breche vollkommen unverhofft in Tränen aus, weil mich die Situation (unbewusst) an eine Erfahrung in meiner Kindheit und Jugend erinnert.
Mehr wahrnehmen
Hochsensible (hochsensitive) Menschen fühlen nicht nur mehr, sie nehmen auch mehr wahr. Es kommt regelmäßig zu einer Reizüberflutung, die sich unterschiedlich äußert. Hochbegabte haben Sinne, die ausgeprägter sind, als von anderen. Ich persönlich bin sehr empfindlich auf Geräusche und Licht. Ich kann beide nur sehr schlecht filtern und fühle mich oft überfordert, wenn in meiner Nähe zwei oder mehr Gespräche stattfinden. Auch habe ich vor kurzem erfahren, dass mein Tastsinn extrem stark ausgeprägt ist und ich kleinste Veränderungen in der Oberfläche gut wahrnehmen kann.
Doch nicht nur ist diese verschärfte, ungefilterte Wahrnehmung negativ. Hochbegabte spüren die Stimmung eines jeden einzelnen im Raum, analysieren Menschen und wissen mit hoher Trefferquote, wie sich jeder einzelne fühlt. Deshalb sind Hochbegabte auch gerne Problemlöser für andere.
Ist Hochbegabung etwas Besonderes?
Nein, ist es nicht! Außer man macht es zu etwas Besonderem. Vor allem in der Kindheit und Jugend, aber auch im Erwachsenenalter fühlen sich Hochbegabte anders und isoliert. Sie können sich nicht anpassen und verstehen auch gar nicht, warum der Rest um sie herum so anders handelt und denkt. Dabei halten sie sich für nichts Besonderes. Mit der Zeit entwickeln sie eher die Einstellung, dass mit ihnen etwas nicht stimmt und sie wahrscheinlich einfach nur dumm sind.
Ich habe schon öfter gelesen: Ein Intelligenztest und die Information über ein hochbegabtes Kind bringen nichts, wenn man das Kind nicht im Anschluss fördert. DAS IST FALSCH! Alleine das Wissen, wie das hochbegabte Kind denkt, fühlt und wahrnimmt, erklärt viele Situationen und entlastet Kind und auch Eltern. Also selbst wenn die Eltern (und vor allem Lehrer) mit der Thematik zunächst nichts anfangen können und selber (vielleicht) nicht hochbegabt sind, können sie dennoch dem Kind vieles vereinfachen und Verständnis zeigen.
Was Hochbegabung bedeutet, darauf gehe ich in den einzelnen Artikeln näher ein!
Für Fragen und konstruktive Kritik bin ich jederzeit offen! Schreibt mich einfach an oder kommentiert die einzelnen Beiträge!
Eure Izabella
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